Der Wind der Veränderung weht durch das Kolleg Schöneberg
Vor etwa 16 Monaten hat das Kollegium und etwas später die Schulgemeinschaft große Veränderungen erfahren: das Berlin Kolleg aus Moabit – das größte der Stadt – soll mit seiner kleineren Schwester am Tauenzien zusammengelegt werden.
Die Aufregung war bei allen Beteiligten groß, sehr vieles noch unklar.
Eine erste Begegnung zwischen den Kollegien Anfang Juli 2024 stimmte hoffnungsvoll – dennoch:
es war eine aufwühlende Zeit.
Ein unkonventionelles Zwischenstadium der Zusammenlegung war eine gemeinsame Schulleitung: Ab September 2024 leitete das Team aus Frau Michaelis und Herrn Geus das Berlin Kolleg und das Kolleg Schöneberg – dies gab beiden Schulen etwas Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen. (Wir wissen nicht, ob sie eine Strichliste darüber geführt haben, wie oft sie mit Ihren Fahrrädern zunächst in die falsche Richtung gefahren sind.)
Inzwischen ist unglaublich viel passiert, digitale Infrastruktur, Kabel, Steckdosen und Leitungen wurden verlegt, Smartboards installiert, gemeinsame Konferenzen organisiert und an den letzten zwei Schultagen vor den Sommerferien wurden etwa 500 Kisten, Mobiliar, Instrumente und Technik zum Kolleg Schöneberg gebracht. Wir sind noch immer am Sortieren und Einräumen.
Nach drei intensiven Konferenztagen mit Willkommensfrühstück für die rund 30 neuen KollegInnen ging es am 8. September mit feierlichen Begrüßungen aller Stufen los.
Seitdem summt und brummt es im Kolleg wie in einem Bienenstock, der Hof ist voll, die Flure und Treppen bevölkert, unser grünes Klassenzimmer bei sommerlichem Wetter doppelt und dreifach belegt.
Vor dem Raum der OberstufenkoordinatorInnen drängen sich in jeder Pause Schlangen.
Ein großes Kennnernlernen und Zurechtfinden von KollegiatInnen und Lehrkräften begann und dauert an.
Die fünf Einführungsphasen hatten gleich am zweiten Schultag Gelegenheit, sich als Team zu erproben, Murmelbahnen zu bauen und sich in Kennenlernaktionen näher zu kommen.
Nach nun fünf Wochen Unterricht sortieren sich die Kurse, Klassen, Wege und Abläufe:
Fast alle kommen inzwischen mit den verschiedenen digitalen Plattformen und Kommunikationswegen zurecht; fast alle wissen inzwischen, wann sie in welchen Räumen sein sollen, fast alle Smartboards funktionieren zuverlässig und fast alle Lehrkräfte wissen sie zu bedienen – es sei denn der Rechner stürzt ab oder die Tastatur gibt den Geist auf …
Da Improvisationsfähigkeiten zu der Grundausrüstung jeder Lehrkraft gehört, fand Unterricht unter allen Bedingungen und in bestmöglicher Laune statt.
Die Zusammenarbeit im Kollegium ist gut und sehr herzlich – der Zweite Bildungsweg hat seine ganz eigene Verfasstheit und da alle schon viele Jahre mit erwachsenen Menschen arbeiten, entstand auf Anhieb Verständnis und ein geschmeidiges Miteinander.
Der Name des neuen Kollegs soll vom Kollegium aus „Berlin-Kolleg-Schöneberg“ lauten – die Aufnahme der beiden alten Namen steht symbolisch für das Fortführen aller guten und besonderen Konzepte und Projekte beider Kollegs. Der Prozess der Namensgebung muss aber noch durch weitere bezirkliche und schulorganisatorische Gremien bestätigt werden.
Die Frage ist nun: Was ist neu?
Neben den vielen neuen Menschen gibt es auch neue Fächer: Ab sofort kann Musik und Psychologie in der Einführungsphase sowie dem ersten Semester als Grund- und Leistungskurs gewählt werden. Des Weiteren kann Latein und Französisch wieder als Grundkurs gewählt werden. Das Fach „Studium und Beruf“ hat sich von einem Zusatzkurs zu einem vierstündigen Grundkurs gewandelt und es gibt nun einen Kurs namens „Journalistisches Schreiben“, der für ein Semester als Zusatzkurs oder als AG gewählt werden kann.
Zudem gibt es aktuell eine sehr engagierte Nachhaltigkeits-AG, eine Garten-AG und ein Erasmus Austauschprogramm.
Welche Form die verschiedenen Methodentrainings in der E-Phase und der Kursphase annehmen, wird in den kommenden Monaten besprochen werden, ebenso wie zahlreiche andere Projekte und Aktivitäten.
Sicher ist: Es bleibt spannend!
Die TeilnehmerInnen des Kurses „Journalistisches Schreiben“ haben sich ein bisschen unter den KollegiatInnen umgehört und der überwiegende Eindruck scheint nach einer Phase der Überforderung von Zufriedenheit geprägt zu sein. Beim Umfang der Hausaufgaben gibt es offensichtlich sehr unterschiedliche Anforderungen und den Wunsch nach Absprachen, aber insgesamt wird die Atmosphäre, die Erweiterung des Lehrkörpers und des Fächerangebots sehr geschätzt. Die Neueinsteiger sind glücklich und entspannt, da sich durch die vielen Veränderungen alle ein bisschen „neu“ fühlen.
Auch bei uns Lehrkräften überwiegt bei allem Neuen und Herausfordernden die Freude über die vielen interessierten, freundlichen und neugierigen Menschen, die vom Berlin Kolleg, dem Kolleg Schöneberg und aus allen Ecken unserer Republik zu uns gekommen sind und in den nächsten Jahren ihren Weg zum Abitur gehen werden – wir begleiten sie sehr gerne!